Little Potato – Ein Abend voller Klang, Charme und Augenzwinkern
Ein typischer Oktobersamstag, ein ausverkauftes Haus und ein Programm, das so charmant klang wie sein Titel: Little Potato. Das Vokalensemble Einklang präsentierte im Emailwerk Seekirchen einen Konzertabend, der Leichtigkeit und Tiefgang gleichermaßen verband – eine Einladung, die kleinen Dinge des Lebens zu feiern, ohne die großen Gefühle auszusparen.
Schon mit dem ersten Stück, einer parodistischen Variante von Mozarts Kleiner Nachtmusik, wurde deutlich, warum sich das Ensemble in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf in der regionalen Chorszene erarbeitet hat. Präzise Intonation, geschmeidige Klangbalance und eine hörbare Freude am gemeinsamen Musizieren zogen das Publikum unmittelbar in den Bann. Die Sängerinnen und Sänger überzeugten mit einem Repertoire, das in seiner Gesamtheit eine Reise um die Welt bildete. Volkslieder aus Russland, Korea oder Japan waren ebenso zu hören wie ein ganzer Block, der der lateinamerikanischen Folk-Tradition gewidmet war. Der namensgebende Song Little Potato – ursprünglich von Malcolm Dalglish – wurde dabei zum programmatischen Herzstück: humorvoll, rhythmisch lebendig und gesanglich makellos umgesetzt.
Besonders beeindruckend war die Vielseitigkeit der Stimmen. Jede einzelne hatte ihren eigenen Charakter, doch der Gesamtklang blieb stets homogen und warm. In den sanften Balladen zeigte sich das Ensemble von seiner introspektiven Seite – hier wurden Töne beinahe gehaucht, Phrasen zart miteinander verwoben. In rhythmisch komplexeren Nummern hingegen blitzte jene spielerische Energie auf, die Einklang so sympathisch macht: leichte Offbeats, pointierte Artikulation, ein augenzwinkernder Humor.
Die Arrangements zeichneten sich durch geschickte Stimmführung und ein feines Gespür für Dynamik aus. Hauptverantwortlich dafür war Tania Reyes-Vieda, die neue Einklang-Chorleiterin, deren kolumbianische Wurzeln bei jedem Song durch die Oberfläche brachen. Dabei war spürbar, dass hier keine bloße technische Perfektion angestrebt wurde, sondern ein lebendiger musikalischer Dialog – getragen von gegenseitigem Vertrauen und viel Musikalität.
Auch die Moderationen zwischen den Stücken waren wohldosiert: humorvoll, charmant und immer in enger Verbindung mit Ensemble und Publikum. Sie gaben Einblick in die Entstehung der Stücke, erzählten kleine Anekdoten aus der Probenarbeit und schufen eine warme, persönliche Nähe zum Publikum.
Nach gut anderthalb Stunden endete der Abend mit begeistertem Applaus – und einer humorvollen, zugleich zarten Zugabe aus Schottland, der das Publikum fast andächtig lauschte. Little Potato war ein Konzert, das in seiner Mischung aus technischer Präzision, emotionaler Tiefe und sympathischer Natürlichkeit vollkommen aufging. Ein Abend, der eindrucksvoll bewies: Große Musik entsteht nicht nur aus Größe, sondern vielmehr aus Verbundenheit – und einem guten Schuss Augenzwinkern.