12.06.06 - 11:26 Uhr
Grenzenlos
13 Stücke,zwölf Sprachen, berührende Liebeslieder, mitreißende Rhythmen und klassische Werke auf höchstem Niveau. So lassen sich die beiden Konzerte des
Vokalensembles EinKlang, die am 10. und 11. Juni im Emailwerk unter dem
Titel: „BASSKONTROLLE“ stattfanden, auf den Punkt bringen. Die zahlreichen
Zuhörer an den beiden nahezu ausverkauften Abenden hörten und spürten jedoch
sehr viel mehr.
Es war wieder einmal beeindruckend, mit wie viel Präzision und Gefühl die 26
Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Mag. Arunas Peciulis in ihren
Liedern aufgingen. Die Spannung vor den einzelnen Stücken war beinahe spürbar
und schien den Veranstaltungssaal des Emailwerks für die Dauer des Abends
völlig von der Außenwelt zu trennen. Einklang verstand es wiederholt seinem
Publikum durch die enorme Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Darbietungen
einen unvergesslichen Abend zu bereiten.
Gleich zu Beginn demonstrierte das Ensemble anhand eines ausgesprochen facettierten
„Cantate Domino“ (Vytautas Miskinis) und einem unglaublich komplexen „Pater
Noster“ (Giuseppe Verdi) auf eindrucksvolle Weise ihren beinahe spielerischen
Umgang mit anspruchsvollster, klassischer Chorliteratur.
Danach ging die sprichwörtliche Sprachreise weiter nach Japan (Aka Tonbo), ein
scharfer Schwenk zurück nach Kärnten (I tua wohl) und über Slowenien (Rdeda
Roza) weiter nach Ungarn (Turot eszig a cigany) - jedes der Stücke nicht nur
in der Landessprache gesungen, sondern auch mit völlig anderem Charakter zum
Vorhergehenden.
Aus einer ganz anderen künstlerischen Ecke kam der zweite Höhepunkt des Abends:
Johannes Steiner bewies als Solist zwischen den einzelnen Programmblöcken
seine unangefochtenen Meisterschaft auf der diatonischen Harmonika. Mittels
Loop Technik (Live gespielte Passagen werden aufgezeichnet und Sekunden
später als sich wiederholender Baustein wieder in die Komposition eingefügt)
baute der geniale Musiker Stück für Stück seine Kompositionen vor dem
Publikum auf, um sich dann auf seiner Harmonika wieder selbst zu begleiten.
Es war mehr als aufregend zu beobachten, wie Steiner aus anfangs scheinbar
nur locker zusammenhängenden Einzelteilen innerhalb von Minuten einen
gewaltigen Klangkomplex aufbaute und ihm einen klar erkennbaren Charakter
einhauchte.
Im zweiten Teil des Abends steigerte EinKlang das Tempo und führte die Zuhörer über ein
altes schwedisches Volkslied weiter über Armenien in die warmen Gefilde
Afrikas und Kubas, um sich am Ende mit zwei Spirituals von seinem Publikum zu
verabschieden und schließlich singend den Saal zu verlassen.
Für die Zugaben hat sich die Formation zwei ganz besondere Darbietungen aufgehoben.
wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten und somit auch die Ausrichtung
des ganzen Programms noch einmal zusammenfassten: „Chili con carne“ ein
witziges, gesungenes Kochrezept in geradezu mörderischem Tempo und mit „In
this heart“ gleich darauf eine berührende und einfühlsame Liebeserklärung,
mit der EinKlang und ein sichtlich ergriffenes Publikum den Abend beendeten.
Durch den Abend führte auf bewährte Weise wieder Leo Fellinger mit interessanten
Hintergrundinformationen und spitzzüngigem Humor.